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musikpreis echo wird abgeschafft

25. April 2018, der Musikpreis „Echo“ geht zum Henker

Es wäre ausreichend gewesen, das Konzept des „Echos“ zu überarbeiten, sich in aller Form zu entschuldigen und eines zu lernen: Auch ein Musikpreis muss sich immer wieder neu finden und vor allem aktuell sein. Man fragt sich, was im Kopf der Jury zum Zeitpunkt der Nominierung umherging. Wird denn dort nur nach Verkaufszahlen abgerechnet? Sollte dies der Fall sein, zeigt es doch eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber den Inhalten der Nominierten.

der musikpreis echo wird abgeschafft
Das offizielle Statement vom Twitter Account besagt klar: Der Musikpreis Echo wird abgeschafft Screenshot Twitter / @Echo

Schweigen war noch nie die bessere Alternative

In einer Zeit, die von innerer Zerrissenheit des Einzelnen aber auch des ganzen Landes geprägt ist, wird die Textzeile „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ ausgeschwiegen. Vorerst, im Moment von Produktion und Veröffentlichung. Deshalb geht die offene Frage zuerst an Produzenten und Plattenfirma von Kollegah Farid Bang, die bis zum Zeitpunkt der Echo-Verleihung keiner zumindest breiten, öffentlichen Kritik gegenüberstanden.

Wir schreiben das Jahr 2018 und „Jung Brutal Gutaussehend 3“ kam bereits am 1. Dezember 2017 heraus. Dafür bekamen die Rapper ja letztendlich den „Echo“ für „Das beste Album des Jahres“. Kein Wunder, wenn das Album bereits nach weniger als zehn Tagen Goldstatus erreichte. Einen Aufschrei der Empörung, wie wir Ihn nach der Echo-Verleihung erlebt haben, blieb zu diesem Zeitpunkt aus.

Deshalb frage ich: Wo waren all die Lauten Stimmen im Jahr 2017?

Wo waren Campino, Westernhagen und all die anderen, als das Album mit seinen Äußerungen herauskam? Immerhin sind Felix Blume und Farid Hamed El Abdellaoui ja keine unbescholtenen Blätter. Waren seine frauenfeindlichen Äußerungen in der Vergangenheit noch nicht genug? Auch das Opfer häuslicher Gewalt verhöhnt wurden? Anscheinend nicht. Nein, momentan spricht „man“ nicht gegen Ausländer. Man hört weg und schweigt. Willkommen in der „Kopf in den Sand Mentalität“. Deutschland braucht einen Ruck, einen gewaltigen. Eine tiefgreifende Veränderung, die im besten Falle von innen heraus, also vom Volk aus, kommt. Und nicht wieder seitens der Regierung, die eine neue Benimm-Regel verordnet. Wohin das führt, sehen wir beim Tod des Musikpreises „Echo“. 

Farid Hamed El Abdellaoui war doch kein Unbekannter!

Obwohl einige der Alben von Farid Hamed El Abdellaoui bereits als jugendgefährdet eingestuft waren, hielt es die Jury vom Echo nicht für nötig, der künstlerischen Freiheit einen kräftigen Tritt zu geben. Die Verkaufszahlen stimmen also passt auch der Preis.

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Wer etwas genauer hinschaut, wird Parallelen zum gegenwärtigen Alltag in Deutschland finden. Stille Duldung von im Grunde kriminellem Verhalten erfahren auch viele Flüchtlinge oder Immigranten. Da tauchen Begriffe wie Traumatisierung und Haftsensibilisierung in Richtersälen und Medien auf, während sich die Verbrechen ins Masslose steigern. Ordentliches Durchgreifen fehlt und Kritiker dieser Szenerie sagen: „Der Rechtsstaat schafft sich selbst ab.“ – so wie heute auch der Musikpreis „Echo“. Schmerzhafte Parallelen, die nichts Gutes erahnen lassen. Laute Stimmen im Vorfeld wären notwendig gewesen. Doch genau diese sind momentan kaum erwünscht.