21. Juni 2025
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Staatliche und private Akteure im Geoengineering

von Daniela Shams

Wer steuert das Wetter?

Geoengineering, die gezielte Manipulation des Klimasystems, ist kein Science-Fiction-Szenario mehr. Weltweit treiben Staaten, Forschungsinstitute und private Akteure Projekte voran, die das Klima durch Solar Radiation Management (SRM) oder Carbon Dioxide Removal (CDR) beeinflussen sollen. Und es ist längst keim Geheimnis mehr. Doch wer sind die Strippenzieher hinter diesen Technologien, und warum bleibt so viel im Verborgenen? Während Bürger systematische Flugzeugstreifen am Himmel beobachten und Fragen stellen, schweigen Regierungen und Investoren. Von staatlich geförderten Programmen in den USA bis zu Start-ups wie Make Sunsets, die ohne Aufsicht Aerosole freisetzen: Dieser Artikel beleuchtet die Akteure, ihre Motive und die undurchsichtige Dynamik eines globalen Experiments.

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Staatliche Akteure: Regierungen auf der Klimabühne

Staaten wie die USA, Großbritannien und Norwegen investieren massiv in Geoengineering. In den USA fördert die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) seit 2019 SRM-Forschung mit 4 Millionen USD jährlich, um stratosphärische Aerosole wie Schwefeldioxid zu testen. Großbritannien hat 2024 über die Advanced Research and Invention Agency (ARIA) 67 Millionen EUR für Klimainterventionen bereitgestellt, darunter Marine Cloud Brightening (MCB). Norwegen setzt auf CDR: Das Northern Lights Project speichert 1,5 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr in unterseeischen Lagerstätten. Diese Projekte zeigen staatliches Engagement, doch Details zu Testorten oder Substanzen sind rar. Vermutlich liegt noch einiges im Dunkeln, worüber man nicht berichten kann.

Geopolitische Spannungen prägen die Szene

Die Schweiz scheiterte 2019 und 2024 bei der UN-Umweltversammlung (UNEA) mit Vorschlägen für eine SRM-Regulierung, blockiert von Ländern wie den USA und Saudi-Arabien. Warum verhindern mächtige Nationen eine globale Regulierung? Ein Grund könnte sein, dass unilaterale Tests strategische Vorteile bieten. China betreibt das weltweit größte Cloud-Seeding-Programm mit über 100.000 Generatoren, um Niederschläge zu steuern – ein Vorbild für staatlich kontrolliertes Geoengineering. Doch die Öffentlichkeit erfährt wenig über diese Aktivitäten, und die Verbindung zu den fast täglich sichtbaren Himmelsmustern bleibt ungeklärt.

Private Akteure: Start-ups und Milliardäre im Fokus

Neben Staaten spielen private Akteure eine zentrale Rolle. Start-ups wie Make Sunsets setzen in Mexiko Schwefeldioxid mit Wetterballons frei, ohne wissenschaftliche Aufsicht, und vermarkten „Kühl-Credits“. Stardust Labs, ein israelisch-amerikanisches Unternehmen, entwickelt proprietäre Technologien, deren Details geheim bleiben. Diese Firmen agieren in einem Regulierungsvakuum, was Fragen nach Verantwortung aufwirft. Wer kontrolliert ihre Tests, und könnten sie mit den global beobachteten Flugzeugstreifen zusammenhängen?

Wohlhabende Investoren treiben die Forschung voran. Die Bill & Melinda Gates Foundation finanziert Projekte wie das Harvard Solar Geoengineering Research Program (SGRP), das bis 2024 das SCoPEx-Experiment leitete. Open Philanthropy und SilverLining unterstützen ähnliche Initiativen. Diese Stiftungen betonen Klimaschutz, doch ihre Intransparenz nährt Skepsis. Warum fehlen öffentliche Berichte über ihre Investitionen? Kritiker wie die Heinrich-Böll-Stiftung warnen, dass private Akteure Geoengineering „normalisieren“, um wirtschaftliche Interessen der Zukunft zu sichern, während Risiken ignoriert werden.

Forschungsinstitute: Die akademische Avantgarde

Universitäten und Forschungszentren sind zentrale Akteure. Die Harvard University erforscht SRM-Technologien wie Kalziumkarbonat-Aerosole, obwohl SCoPEx nach Protesten indigener Gruppen eingestellt wurde. Die ETH Zürich experimentiert im Labor mit Diamantstaub als SRM-Alternative. Die Southern Cross University in Australien testet MCB, um Wolkenreflexion zu erhöhen. Diese Institute liefern die wissenschaftliche Grundlage, doch ihre Arbeit ist oft privat finanziert, Ergebnisse sind bisher nicht zugänglich.

Interessenkonflikte und wirtschaftliche Motive

Geoengineering ist ein lukratives Geschäft. Start-ups wie Make Sunsets und Stardust zielen auf profitable Märkte, während fossile Industrien Geoengineering als Rechtfertigung für weiteres „Business as usual“ sehen. Ein Vertreter von Saudi Aramco, dem größten Ölproduzenten, war am IPCC-Bericht zu Geoengineering beteiligt, was Fragen nach Neutralität aufwirft. Transparency International warnt vor Korruption und Lobbying, das die Regulierung beeinflusst. Die wirtschaftlichen Anreize könnten erklären, warum Tests wie die von Make Sunsets ohne Aufsicht stattfinden.

Die Transparenzlücke: Wer trägt die Verantwortung?

Die Zusammenarbeit zwischen Staaten, privaten Investoren und Forschungsinstituten schafft ein komplexes Netzwerk, das kaum zu durchschauen ist. Während Projekte voranschreiten, bleibt die Öffentlichkeit außen vor. Bürgerinitiativen, wie die Hands Off Mother Earth (H.O.M.E)-Kampagne, fordern ein Moratorium für Geoengineering-Tests, doch ihre Stimmen werden ignoriert. Die UNEP-CBD hat 2010 großflächige Tests verboten, doch kleine Experimente wie die von Make Sunsets umgehen diese Regeln. Das Fehlen einer globalen Aufsicht schürt Ängste und Sorgen. Und da Details zu verwendeten Substanzen nicht bekannt sind, entsteht die Frage: Wer schützt die Bevölkerung vor unkontrollierten Eingriffen, deren Konsequenzen nicht bekannt sind?

Die beobachteten Himmelsmuster, systematische Streifen, gefolgt von Wolkendecken, verstärken diese Fragen. Es kann nicht sein, dass mithilfe der Geheimhaltung eine Situation geschaffen wird, die interessierte Bürger zu Aluhutträgern und Verschwörungstheoretikern macht. Ohne Transparenz und Kommunikation bleibt immer Raum für Spekulationen. Die Akteure, von Regierungen bis Unternehmen und Universitäten müssen Verantwortung übernehmen und die Öffentlichkeit einbinden.

Fazit: Ein Experiment ohne Kontrolle?

Halten wir fest: Geoengineering existiert. Das ist Fakt. Doch offensichtlich möchte niemand der Akteure in mit Kondensstreifen am Himmel in Verbindung gebracht werden. Doch die fehlende Transparenz und Regulierung machen die Wettermanipulation zu einem riskanten Experiment, dem sich niemand mehr entziehen kann. Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu wissen, wer das Klima steuert und welche Konsequenzen daraus entstehen.

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Lesen Sie mehr: Gesundheitliche Folgen von Geoengineering


Quellen:

NOAA CSL – US-Finanzierung von SRM.

ARIA – Britische Förderung von MCB.

Northern Lights – Norwegisches CDR-Projekt.

FOCUS online – UNEA-Scheitern 2024.

NPR – Make Sunsets und Schwefeldioxid-Tests.

WIRED – Stardust Labs und proprietäre Technologien.

Harvard SGRP – SCoPEx und private Finanzierung.

Heinrich-Böll-Stiftung – Kritik an Normalisierung.

Scientific American – Einstellung von SCoPEx.

ETH Zürich – Diamantstaub-Forschung.

Southern Cross University – MCB-Tests.

klimareporter.de – Interessenkonflikte im IPCC.

Geoengineering Monitor – Risiken und Regulierungslücken.


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