29. März 2024 Ihr unabhängiges Lifestyle Magazin L4U
corona, europa, aktuell, news, lifestyle magazin

Corona wälzt sich durch Europa

Während der Corona Krise geht jedes Land allein

Nein, in Sachen Corona ist Deutschland weder Vorreiter noch Champion. Europa ächzt, Italien leidet und der nicht sichtbare Erreger wälzt sich todesmutig durch die Strassen. Das Konstrukt Europa hat in Sachen Gemeinsamkeit versagt, nein erst gar nicht begonnen.

Warum handelt Deutschland erst bei 1000 Infizierten?

Das Problem ist, man kann den Coronavirus nicht aufhalten, wenn grossflächig kein einheitliches Handeln vorherrscht. Mit nett gemeinten Tweets wie 

„Laut Infektionsschutzgesetz entscheiden die Länder und Kommunen. Ich habe den Behörden deshalb empfohlen, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen.“

können vielleicht ein paar Maserfälle verhindert werden, aber kein extrem aggressiver Coronavirus, der ohne menschlichen Kontakt bis zu neun Tage auf Oberflächen überlebt. Man bekommt den Eindruck, dass die deutsche Regierung im Vorfeld grosser Ausbreitung den Ernst der Lage verkannte.

Ein Blick nach China lässt ahnen, wie es in Europa weitergehen wird. Seit drei Monaten zieht sich der Coronavirus durch Wuhan. Es gibt eine staatlich verordnete Quarantäne, die besagt, dass alle Menschen zu Hause bleiben müssen. Auch Einkäufe sind kaum gestattet. Doch dazu später mehr. 

Sieht so Verantwortung gegenüber dem Volk aus? 

Genauso verwunderlich ist die Haltung der deutschen Regierung in den letzten Wochen. Statt vorbereitender Massnahmen wurde fröhlich Karneval gefeiert. Wundert es, dass gerade in Nordrhein-Westfalen die bisher höchsten Zahlen von Corona-Erkrankten zu finden sind? Besonders interessant ist die Frage, wann überhaupt damit begonnen wurde, Tests auf mögliche Corona-Erkrankungen durchzuführen. Im Netz gab es viele User, die sich einem Test unterziehen wollten, aber von Praxen, Kliniken und Behörden abgewiesen wurden. Selbst Personen mit Kontakt zu Infizierten fanden kein Gehör.

„Das Virus ist da. Wir werden damit umgehen müssen.“ – Nein, es sollte heissen: Wir haben es geschafft, weitgehend einzudämmen!

Wie also ist es möglich, dass nach dem ersten Corona-Ausbruch in München die Infektionskette scheinbar abriss, während die Ausbreitung in anderen Ländern förmlich explodierte? In einem anderem Artikel habe ich bereits darüber berichtet, dass ein amerikanisches Forscherteam eine genetische Landkarte des italienischen Corona-Ausbruchs aufgestellt hat und zu dem Schluss gekommen ist: „Seit dem 1. Februar scheint etwa ein Viertel der Neuinfektionen in Mexiko, Finnland, Schottland und Italien, wie die ersten Fälle in Brasilien, genetisch mit dem Ausbruch in München zu tun zu haben“, stellt Bedford vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle fest. Bereits zu diesem Zeitpunkt hätten Deutschland, Österreich, Italien und die Schweiz eng zusammenarbeiten müssen, haben es aber versäumt. 

Die frühzeitige Desinfektion von Zügen, Bussen und Flugzeugen wäre eine wichtige Option gewesen, die Ausbreitung zu verlangsamen.

Nichts dergleichen ist geschehen, statt dessen wurde in gewohnter Manier das Problem ausgesessen. Man hatte den Eindruck, der Coronavirus wird förmlich in Deutschland erwartet. Und eines fiel ganz besonders auf: 

Wo ist das vereinte Europa während des Coronavirus?

Bei der gesamten Berichterstattung der letzten Wochen gab es plötzlich kein Europa mehr. Weder Gespräche noch Einigkeit, kein Zusammenhalt, dem Virus gemeinsam entgegenzutreten. Obwohl genau das so dringend notwendig gewesen wäre. Denn schon die ersten Wochen in China zeigten bereits, mit welcher Wucht sich der Coronavirus ausbreiten will. Waren die Europäer zu arrogant zu glauben, sie würden verschont bleiben? China ist ja so weit weg. Nein, in einer globalisierten Welt, die sich aufgrund günstiger Produktionsstätten zum grossen Teil in China niedergelassen hat, sitzt Asien als Nachbar mit am Tisch. 

In einem Moment, da Deutschland selbst noch keine drastischen Massnahmen veranlasst, ruft die deutsche Kommandanten-Mentalität schon nach einem europäischen Robert-Koch-Institut. Wo ist der Sinn eines weiteren europäischen Konstrukts, wo doch schon die EU als Einheit momentan auf ganzer Linie versagt.

Die Begeisterung hält sich in Grenzen und die Stimmen nach einem solchen Institut sind schnell wieder verstummt. Ebenfalls typisch ist, dass am 10. März Frau von der Leyen in ihrer Funktion als Präsidentin der EU-Kommission Italien finanzielle Hilfe anbietet. Ja, auch in den schwersten Zeiten finden deutsche Politiker immer einen Moment, um mit grosszügigen Hilfeangeboten die Wirtschaft anzukurbeln. Denn vergessen werden sollte nicht, dass es sich bei solchen Unterstützungen immer um Kredite handelt, die natürlich mit Zinsen zurückgezahlt werden müssen. Aus dieser Sicht bekommt das Wort „Hilfe“ einen bitteren Beigeschmack.

Bargeld wird als Übertragungsweg völlig unterschätzt

Um kurz auf die Situation in Wuhan zurückzukommen, sollten die Verantwortlichen aus Europa einen Blick nach Asien wagen. Denn die Ausbreitung des Virus hat einen weiteren Übertragungsweg, der bisher ungeachtet blieb: Bargeld. Münzen und Scheine wechseln täglich ihren Besitzer, selbst über die Landesgrenzen hinaus. Und da der Covid-19 mehrere Tage auf Oberflächen überleben kann, findet er einen leichten Weg um sich auszubreiten. Ob es den Europäern aller Länder wohl gelänge, zeitweise mit Karte zu zahlen und weitestgehend auf Bargeld zu verzichten? 

Europäer müssen nicht erst warten und sollten sich stattdessen untereinander helfen.


Unterstützen Sie unabhängige Medien. Das Lifestyle4unique Magazin braucht Ihren Support.