
von Daniela Shams, Journalistin und Herausgeberin des L4U Magazins
Die Reformation des 16. Jahrhunderts wird oft mit Männern wie Martin Luther oder Philipp Melanchthon assoziiert, doch dahinter stehen auch starke Frauen, die den Wandel massgeblich mitgestalteten. Die Frauen in der Reformation forderten die patriarchalen Strukturen ihrer Zeit heraus und lebten ein selbstbestimmtes Leben, das bis heute inspiriert.
In einer Epoche, in der Frauen selten öffentliche Stimmen hatten, traten Persönlichkeiten wie Argula von Grumbach und Katharina von Bora hervor, Pioniere, die nicht nur die Reformation unterstützten, sondern vor allem neue Wege für weibliche Teilhabe ebneten. Ihre Geschichten sind positive Nachrichten aus der Geschichte, die zeigen, wie individuelle Courage gesellschaftliche Veränderungen vorantreiben kann. Ihre Worte und Taten vermitteln denkwürdige Momente, die uns ermutigen, für unsere Überzeugungen einzustehen.
Argula von Grumbach: Die mutige Publizistin
Argula von Grumbach, geboren um 1492 in Bayern als Mitglied einer adligen Familie, war eine der ersten Frauen, die sich aktiv in die theologischen Debatten der Reformation einbrachten. Als gebildete Adlige hatte sie Zugang zu Schriften der Reformatoren und vertiefte sich in die Bibel. Ihr Engagement begann 1523, als sie von der Verhaftung eines lutherischen Studenten in Ingolstadt erfuhr, der wegen seiner reformatorischen Ansichten verfolgt wurde.
Argula schrieb einen offenen Brief an die Universität, in dem sie die Verhaftung kritisierte und Luthers Lehren verteidigte. Eine mutige Handlung in einer Zeit, in der Frauen selten publizierten. Dieser Brief wurde gedruckt und verbreitete sich rasch, was Argula zur ersten protestantischen Autorin machte. Sie argumentierte geschickt mit biblischen Zitaten und forderte ein öffentliches Disput, was die Autoritäten ablehnten. Stattdessen wurde sie diffamiert und als „weibliches Ungeheuer“ bezeichnet, doch das hielt sie nicht auf.
Starke Haltung gegen Gewalt
In ihrem Brief an die Universität Ingolstadt drückte sie tiefe Erschütterung aus: „Mein Herz und alle meine Glieder zittern. Nirgendwo in der Bibel finde ich, dass Christus oder seine Apostel oder seine Propheten Menschen ins Gefängnis warfen, verbrannten oder ermordeten. Wie um Gottes willen könnt ihr und eure Universität erwarten, zu siegen, wenn ihr solch törichte Gewalt gegen das Wort Gottes einsetzt?“ Dieses Zitat unterstreicht ihre unerschrockene Haltung gegen Gewalt und Ungerechtigkeit, inspiriert von biblischen Prinzipien, und zeigt, wie sie selbstbestimmt ein Leben verkörperte, indem sie für Wahrheit eintrat, trotz gesellschaftlicher Normen.
Weit über die göttlichen Worte hinaus
Argula rechtfertigte ihr Handeln auch angesichts biblischer Vorschriften zur Rolle der Frau: „Ich unterdrückte meine Neigungen [die katholische Predigt gegen Luther zu kritisieren]; schweren Herzens tat ich nichts. Weil Paulus in 1. Timotheus 2 sagt: ‚Die Frauen sollen schweigen und nicht in der Gemeinde sprechen.‘ Aber jetzt, da ich keinen Mann sehe, der dazu fähig ist, der entweder willens oder in der Lage ist zu sprechen, bin ich gezwungen…“ Hier offenbart sie ihren inneren Konflikt und ihre Überzeugung, dass göttliche Berufung über menschliche Regeln steht, eine inspirierende Botschaft für alle, die zögern, ihre Stimme zu erheben.
Die Gleichheit vor Gott für Männer wie Frauen
Weiter argumentierte sie: „Ich finde einen Text in Matthäus 10, der lautet: ‚Wer mich vor den Menschen bekennt, den will ich auch vor meinem himmlischen Vater bekennen.‘ Und Lukas 9: ‚Wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen will ich mich auch schämen, wenn ich in meiner Herrlichkeit komme.‘ usw. Solche Worte, die aus dem Mund Gottes kommen, sind immer vor meinen Augen. Denn sie schliessen weder Frau noch Mann aus. Und deswegen bin ich als Christin gezwungen, euch zu schreiben.“ Dieses Zitat betont Gleichheit vor Gott und motiviert zu mutigem Bekenntnis, unabhängig vom Geschlecht.
Schon im 16. Jahrhundert spricht eine Frau für Frauen
In folgenden Jahren verfasste Argula weitere Briefe und ein Gedicht, in denen sie nicht nur Luthers Ideen von der Rechtfertigung durch Glauben verteidigte, sondern auch Gewalt und Ungerechtigkeit anprangerte. Sie kritisierte die männliche Dominanz in Kirche und Gesellschaft und plädierte für Gleichberechtigung in der Bildung und im Glauben. In einem Gedicht schrieb sie: „Gottes Geist ist in euch, lest. Ist die Frau dort wirklich ausgeschlossen? Während ihr Gottes Wort unterdrückt, die Seelen dem Teufelsspiel überlasst, kann und will ich nicht aufhören, zu Hause und auf der Strasse zu sprechen.“ Diese Verse sind ein kraftvolles Plädoyer für weibliche Teilhabe und Widerstand gegen Unterdrückung.
Obwohl ihr Ehemann katholisch blieb, setzte sie sich durch und reiste sogar nach Nürnberg, um mit Reformern zu diskutieren. Argulas Schriften machten sie zu einer Symbolfigur für weibliche Intellektualität in der Reformation. Sie erklärte: „Ach, aber welche Freude ist es, wenn der Geist Gottes uns lehrt und uns Verständnis gibt, von einem Text zum nächsten huschend, sodass ich das wahre, echte Licht herausleuchten sah.“ Dies fängt die Freude des geistlichen Erkennens ein und inspiriert zur tiefen Auseinandersetzung mit dem Glauben.
Als Frau entschlossen mit dem Wort Gottes
Sie starb um 1554 oder 1557 und ihr Vermächtnis liegt in der Tatsache, dass sie als erste Frau publizistisch für die Reformation eintrat. Eine gute Nachricht für alle, die an die Kraft des Wortes glauben. Heute wird sie als Vorreiterin der Frauenrechte in der Kirchengeschichte gewürdigt, die zeigte, wie selbstbestimmtes Handeln Barrieren durchbricht. In einem weiteren Statement betonte sie: „Mit Paulus, 1. Korinther 2, sage ich: ‚Ich schäme mich des Evangeliums nicht, das die Kraft Gottes zum Heil ist für die, die glauben.‘ … Was ich euch geschrieben habe, ist kein Frauengeschwätz, sondern das Wort Gottes.“ Dies unterstreicht ihre Entschlossenheit und dient als Inspiration, den Glauben unerschrocken zu verkünden.
Katharina von Bora: Die Managerin der Reformation
Eine weitere zentrale Figur war Katharina von Bora, geboren 1499 in Sachsen, die als „First Lady der Reformation“ gilt. Als Tochter armer Adliger trat sie früh in ein Nonnenkloster ein, doch die Ideen Luthers weckten in ihr den Wunsch nach Freiheit. 1523 floh sie mit elf anderen Nonnen aus dem Kloster Nimbschen, versteckt in Fässern auf einem Wagen, ein riskantes Unterfangen, das mit der Todesstrafe bedroht war. In Wittenberg angekommen, fand sie Unterstützung bei Reformern und heiratete 1525 Martin Luther selbst. Diese Ehe war revolutionär: Sie brach mit dem Zölibat der Kleriker und setzte einen Präzedenzfall für protestantische Familienleben.
Kurz nach der Heirat äusserte Katharina selbstbewusst: „sobald sie den Doktor trainiert hatte“, eine humorvolle, aber entschlossene Aussage, die zeigt, wie sie die Anpassung an das Eheleben meisterte und Luther in häuslichen Dingen leitete.
Frauenpower aus dem 16. Jahrhundert – Die Ehefrau Martin Luthers
Katharinas Rolle ging weit über die einer Ehefrau hinaus. Sie managte den Haushalt des „Schwarzen Klosters“, das Luther als Wohnsitz diente, und verwandelte es in ein Zentrum der Reformation. Mit sechs eigenen Kindern und mehreren Waisen, die sie aufnahm, leitete sie eine Brauerei, einen Bauernhof und Gästeunterkünfte für Studenten und Flüchtlinge. Ihre wirtschaftliche Geschicklichkeit hielt die Familie über Wasser, während Luther sich auf seine theologischen Arbeiten konzentrieren konnte. Katharina war auch intellektuell involviert: Sie diskutierte mit Luther über Bibeltexte und unterstützte seine Übersetzungsarbeit. Als Vorbild für protestantische Frauen zeigte sie, wie ein selbstbestimmtes Leben in Ehe und Haushalt möglich war, fernab der Klostermauern.
In Reflexion über ihr Leben sagte sie: „Ich habe genug [von der Bibel] gelesen. Ich habe genug gehört. Ich weiss genug. Wollte Gott, dass ich es lebe.“ Dieses Zitat drückt ihre Demut und den Wunsch aus, das Gelernte in die Praxis umzusetzen, eine inspirierende Ermahnung, Wissen in Handeln zu verwandeln.
Nach Luthers Tod 1546 führte sie den Haushalt allein weiter, bis sie 1552 an den Folgen eines Unfalls starb. Ihre letzten Worte waren: „Ich werde an Christus kleben wie eine Klette an einem Mantel.“ Dieses bildhafte Zitat symbolisiert ihre unerschütterliche Treue zu Christus, selbst im Angesicht des Todes, und dient als Quelle der Inspiration für Ausdauer im Glauben.
Ihre Geschichte unterstreicht, wie Frauen hinter den Kulissen die Reformation stützten und neue Normen für Partnerschaft schufen. Katharinas Leben ist eine positive Nachricht, die zeigt, wie praktische Stärke und geistliche Tiefe zusammenwirken können.
Amazon* Lesetipp: Kathie Luther, First Lady of the Reformation
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Ein Vermächtnis für die Moderne
Diese Frauen waren Pionierinnen, die in einer männerdominierten Welt ihre Stimmen erhoben und Veränderungen einleiteten. Argula durch ihre publizistische Arbeit und Katharina durch ihr praktisches Engagement ebneten den Weg für mehr Gleichberechtigung in der Kirche. In Zeiten, in denen wir über Empowerment sprechen, sind ihre Biografien positive Nachrichten, die uns erinnern: Fortschritt entsteht oft durch den Mut Einzelner. Heute, 500 Jahre später, inspirieren sie uns, selbstbestimmt zu leben und Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, eine zeitlose Lektion aus der Geschichte. Ihre Zitate laden uns ein, ähnlich mutig zu handeln und den Glauben aktiv zu leben.

Was bedeutet Pfingsten?
Quellen:
Christian Clip Art Review – Katharina Von Bora Quotes. https://christianclipartreview.blogspot.com/2015/07/katharina-von-bora-quotes.html
Goodreads – Katie Luther, First Lady of the Reformation Quotes. https://www.goodreads.com/work/quotes/53759569
Christian History Magazine – Our first woman reformer. https://christianhistoryinstitute.org/magazine/article/our-first-woman-reformer
Beitragsbild: Symbolbild / AI-Tool Grok

