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Infektionskrankheiten: Was Sie nicht über Tuberkulose wissen

Update: Dies ist ein Artikel, veröffentlicht im Januar 2018, der überarbeitet wurde. Aktuelle Zahlen aus dem Jahre 2020 liegen jedoch noch nicht vor.

Es gibt wenig über Tuberkulose in Europa zu lesen. Der Tenor der letzten Meldungen ist: Ein multiresistenter Tuberkulose Erreger, gefährlich und irgendwo mitten im Text die Zahl 121. Die besagt, dass bei 121 Migranten dieser Erreger gefunden wurde. Ach so, nur 121 … werden manche denken. Doch so einfach ist es dann doch nicht. In diesem Beitrag zeige ich, dass der allgemeine Tuberkulose Erreger in Deutschland und anderen Ländern Europas zu finden ist – in Schwindel erregenden und beunruhigenden Zahlen. Denn Tuberkulose ist hochinfektiös und kann allein durch das Husten in die Hand leicht übertragen werden.

tuberkulose erkrankungen zwischen 2006 und 2016
Tuberkulose Erkrankungen zwischen 2006 und 2016 | Screenshot © Statistisches Bundesamt (Destatis) 2017

Hohe Krankenstände bei der Tuberkulose 

Laut den Angaben des Statistischen Bundesamtes lag im Jahr 2012 mit 5823 Personen die niedrigste Anzahl von Tuberkulose Erkrankungen vor. In den Jahren zuvor lagen die Erkrankten bei ca. 6000, im Jahr 2006 waren es 6990 Personen, die an Tuberkulose erkrankt waren. Das sind sieben Jahre, mit jeweils rund 5800 und 6900 Erkrankten. Zwischen 2012 und 2016 zeigen die Zahlen jedoch einen starken Anstieg, der seinen vorläufigen Höhepunkt mit 8684 an Tuberkulose erkrankten Personen aufzeigt. Das ist ein Zeitraum von zehn Jahren mit Höchststand im Jahr 2016.

Der grösste Anteil der Tuberkulose: Junge, männliche Personen 

Die europäische Kurzliste des Statistischen Bundesamtes bringt mehr Details an Licht, wenn die Altersgruppe betrachtet wird. Ausgehend von der Zahl 8684 war die größte Gruppe mit 1178 Personen zwischen 20 und 25 Jahre alt. Bei den 25 bis 30-Jährigen waren es noch 1046. Auch die nächst jüngere Gruppe, die der 15 bis 20-Jährigen liegt mit 971 sehr hoch. Die Erkrankungen noch jüngerer Personen geht in dieser Statistik dramatisch nach unten, während die Gruppe ab 30-Jähriger eine langsame Kurve nach unten zeigt. So sind es bei Erkrankten zwischen 55 und 65 Jahre nur noch um die 350 bis 390 Personen.

Es liegt nahe, dass die hohe Anzahl der jüngeren Generation durch Flüchtlinge zu erklären ist. Diese Zahlen wiederholen sich, wenn es um die Geschlechterunterscheidung geht. Während männliche Personen im Alter zwischen 15 und 35 Jahren zwischen 400 und 800 Erkrankten handelt, sind es bei weiblichen Patienten im gleichen Alter nur maximal 315.

Über Tuberkulose heute: Die stationäre Behandlungsdauer ist eine der höchsten in der Statistik

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus für die Behandlung von Tuberkulose. Es zeigt die Schwere der Erkrankung und geht direkt über in die Frage der Kosten.

Denn mit einem Mindestaufenthalt von 16 Tagen und dem Maximum von 33 Tagen entstehen riesige Summen, für die Staat und Kommunen aufkommen müssen. Zur Erinnerung: Wir sprechen hierbei nur über Tuberkulose. Bereits 2015 schlugen Ärzte in Deutschland Alarm, dass die Übersicht der Kosten zur medizinischen Versorgung undurchsichtig sei und zu explodieren drohe.

Man wird den Eindruck nicht los, dass bei den letzten Meldungen von 121 Erkrankten ein falsches Bild entsteht. Hört man diese Zahl, so klingt das erst einmal unbedeutend und winzig. Doch bei dieser Zahl geht es nur um diese eine, neue Kombination multiresistenter Tuberkulose Erreger und nicht um die Gesamtzahl der an Tuberkulose erkrankten Personen.

Im Vergleich: Erkranken in einem der Bundesländer zwischen 50 und 200 Kinder an Masern oder Röteln wird von einer gefährlichen Epidemie gesprochen. Was seit 2016 nicht als Information an die Öffentlichkeit gelangt ist die Tatsache, dass im Jahr 2016 deutschlandweit mehr als 8000 Personen an Tuberkulose erkrankt sind, zum großen Teil als Begleiter der Flüchtlingswelle.

Die Zahlen für das Jahr 2017 stehen hier noch aus. Wir sprechen hier von einer Infektionskrankheit, die allein durch Niesen oder Husten durch Tröpfcheninfektion an mehrere Personen übertragen werden kann. Dies gibt zu denken, denn die Übertragungswege der Tuberkulose sind zu einfach und deshalb gilt mehr denn je: Hände waschen, Hände waschen, Hände waschen.

Was ist so problematisch an der Tuberkulose?

Problematisch ist der leichte Übertragungsweg, der oft auch durch stille Überträger geschehen kann. Darüber habe ich in dem Beitrag „Was ist Tuberkulose? Symptome und Meldepflicht“ bereits berichtet. Problematisch sind ebenso die einzelnen Krankenstände. Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg haben mit 1758, 1415 und 1237 die höchsten Krankenstände mit Krankenaufenthalt von Tuberkulose in Deutschland. Die Behandlungsdauer im Krankenhaus besagt:

  • Nordrhein-Westfalen: 20,8 Tage
  • Bayern 30,2 Tage
  • Baden-Württemberg 21,9 Tage

Durchschnittlich dauert in Deutschland die stationäre Behandlung der Tuberkulose der Statistik zufolge 24,4 Tage. Was sagt uns das? Zum einen, dass die Tuberkulose eine ernstzunehmende Erkrankung ist, die einen Krankenaufenthalt notwendig macht. Zum anderen entstehen hier enorme Kassen für Kommunen und Staat.

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Hände sind bei Krankheiten Übertragungsquelle Nummer 1

Auch wenn die Behandlungschancen der Tuberkulose gut aussehen, zeigen auch sie eine bedenkliche Kurve: Denn mit zunehmendem Alter steigt die Sterberate an Tuberkulose. Da niemand weiss, wo sich gerade Tuberkulose Erreger aufhalten und selbst stille Überträger sich dessen nicht bewusst sind, muss der Einzelne eigenverantwortlich handeln und für Vorbeugung sorgen. Das bedeutet, sich direkt nach dem nach Hause kommen die Hände zu waschen. Niesen oder husten sie niemals in die Hände!

Quellen: © Statistisches Bundesamt (Destatis) 2017

www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Gesundheit/Krankenhaeuser/DiagnosedatenKrankenhaus2120621167004.pdf?__blob=publicationFile