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offener brief an den deutschen bundestag, die behörde der stasi-unterlagen nicht zu schliessen

Offener Brief an den Deutschen Bundestag, die Behörde der Stasi-Unterlagen nicht zu schliessen

24. September 2019

Sehr geehrte Damen und Herren des Bundestages!

In diesem offenen Brief fordere ich Sie auf, das Vorhaben zur Schliessung der Stasi-Behörde nicht durchzusetzen. Auch wenn die Staatssicherheit der DDR ein unschönes Kapitel ist, so gehört sie dennoch zur deutschen Geschichte und zum Leben vieler Menschen …

Ich habe einige Momente gebraucht, bis mir die Konsequenz dieses Vorhabens klar wurde. Die Behörde der Stasi-Unterlagen soll aufgelöst werden. Das würde auch bedeuten, dass sich niemand mehr nach seiner Stasi-Akte erkundigen könnte. Auch wenn die Möglichkeit bestehen bleiben soll, dass das Bundesarchiv die Beantragung von Stasi-Akten annimmt, so weiss heute niemand, wie die Realität dessen aussehen soll. Dazu gehöre auch ich. Selbst nach 30 Jahren bin ich mir nicht im Klaren darüber, wann ich zu diesem Schritt bereit bin. Dennoch möchte ich auch weiterhin die Möglichkeit haben, die Behörde aufzusuchen, um nach meiner Akte zu fragen. Genauso geht es vielen anderen Menschen, die auch nach 30 Jahren Familiengeschichte zusammentragen möchten. 

Das Archiv der Stasi gehört auf den Boden der ehemaligen DDR! 

Der Einigungsvertrag zwischen der DDR und der BRD kam vor 30 Jahren nur zustande, weil seitens der BRD zugesichert wurde, das Archiv der Staatssicherheit auf dem Boden der DDR zu belassen. Die Änderung, das Archiv dem deutschen Bundesarchiv zu unterstellen ähnelt einer tiefgreifenden Beschneidung der DDR-Geschichte.
Kein Geringerer als Joachim Gauck nahm sich dieser Angelegenheit an, wurde Namensgeber der Institution und kam dem Wunsch der DDR-Bürger nach, ihrer Geschichte nicht enteignet zu werden. 

Das Leben von Millionen Menschen war durch die Staatssicherheit beeinflusst. Es gehört jedoch zu einem Leben dazu, die Vergangenheit aufarbeiten zu können, um frei von Last in die Zukunft zu blicken. Die Behörde der Stasi-Unterlagen ist ein Teil der deutsch-deutschen Geschichte. Menschen wurden durch die Staatssicherheit unterdrückt, erpresst, gedemütigt und für den Rest des Lebens gezeichnet. Persönlich habe ich Menschen getroffen, die aufgrund der Staatssicherheit zu politischen Gefangenen wurden und Jahre im Gefängnis verbrachten. Diesen Teil der Geschichte zu schliessen, wäre ein Schlag ins Gesicht für jeden Einzelnen von ihnen. 

In seinem Artikel „Rettet die Gauck Behörde!“ macht Hubertus Knabe deutlich, welchen Stellenwert die Stasi-Behörde hat und wie schon in den vergangenen Jahren immer wieder versucht wurde, diese zu schliessen. 

Jetzt den Buchdeckel über dieses Kapitel zu klappen, ist für mich wie …

… ein weiterer Verlust meiner Herkunft und Identität. So wie mir geht es vielen anderen Menschen, die es schaffen, diesem Teil ostdeutscher Geschichte ins Auge zu sehen. 

In einer Zeit wie heute, empfinde ich die Schliessung der Stasi Behörde als blanken Hohn. Denn der Zeitpunkt zur Abstimmung scheint bewusst gewählt. Während eifrig über das Klima debattiert wird, beschliessen Sie sozusagen im Vorbeigehen einen Teil deutscher Identität.

Ich fordere Sie deshalb in diesem offenen Brief auf, das Vorhaben der Schliessung endgültig aufzugeben. Mit freundlichen Grüssen

Daniela Shams


Unterzeichnen Sie im Kommentarfeld, wenn auch Sie möchten, dass die Stasi-Zentrale als Teil deutscher Geschichte erhalten bleibt.

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2 Kommentare

  1. Nach gefühlt 15 Captchas (die Hälfte davon „falsch ausgefüllt“) kann ich kommentieren!

    Ich unterzeichne, weil ich auch möchte, dass die Stasi-Zentrale als Teil deutscher Geschichte erhalten bleibt!

    Katharina Münz

Kommentare sind geschlossen.