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Sensation: Das Selbstbildnis (1889) von Van Gogh ist echt

Es sind Neuigkeiten ganz besonderer Art. Denn gemeinschaftlich haben das Van Gogh-Museum in Amsterdam und das Nasjonalmuseet in Oslo heute bekannt gegeben, dass das im Jahr 1910 vom Museum in Oslo gekaufte gekaufte Selbstporträt (1889) echt ist. Das Besondere an diesem Selbstbildnis von Van Gogh ist, dass es das einzige Gemälde ist, das er während seiner Psychose malte. Seine Verfassung spiegelt sich auf den ersten Blick wider, denn seine Gesichtszüge wirken mürrisch und auch sonst fehlt dem Bild der magische Hauch, wenn auch sein charakteristischer Pinselstrich deutlich zu erkennen ist. 

Museums-Tipp Amsterdam

Dieses Selbstbildnis wir ab 21. Februar 2020 Teil der Ausstellung „In the Picture“ des Van Gogh Museums in Amsterdam sein. Ab Frühjahr 2021 wird das Selbstbildnis (1889) dann Teil des Neuen Museums in der ständigen Sammlung des Nationalmuseums Oslo sein. 

Zweifel an der Echtheit des Gemäldes – „Selbstbildnis 1889“

Auch wenn das Nationalmuseum in Oslo das Selbstbildnis bereits 1910 erwarb, gab es schon früh Zweifel an der Echtheit. Nicht nur die Farben, auch die Herkunft des Bildes war nicht klar. Infolgedessen wurde intensive Anstrengungen unternommen, um genau diesen Fragen nachzugehen. Im Zusammenhang mit diesen Recherchen entwickelte sich Stück für Stück die Geschichte des Bildes. Denn die vorherigen Besitzer waren Freunde von Van Gogh: Joseph und Marie Ginoux. Geklärt werden konnte nicht, wann sie das Bild bekamen, daher musste das Entstehungsdatum noch geklärt werden. Dennoch.  

… die Ehrlichkeit Van Goghs sich selbst gegenüber ist verblüffend, fast unglaublich. Von Zweifeln scheinbar geplagt, hat er auch in dieser Lebensphase nicht seine Geradlinigkeit verloren. Er stellt sich den Schatten seiner Person, beobachtet angewidert und bleibt dennoch standhaft. Wie schmerzhaft dieser Prozess sein kann, zeigt das Selbstbildnis (1989). Doch der Mensch ist nicht perfekt, muss sich immer wieder positionieren und finden. Wie mutig er war, dieser Van Gogh.

Eine Auszeit nehmen und für ein Wochenende …

… zum Van Gogh Museum nach Amsterdam. Lassen Sie für einen Moment alles hinter sich und nehmen die Magie der Bilder Van Goghs in sich auf. Mein „erstes Mal“ vor einem Selbstbildnis von Van Gogh war in Mailand. Völlig unerwartet standen mir Tränen in den Augen. Seither habe ich immer das Wort Magie im Kopf, wenn ich seinen, so selbstbestimmten Pinselzug sehe, die Intensität des Lebens. 

Die Recherchen eines Bildes beschäftigten Forscher

Erst im Jahr 2014 beauftragte das Nationalmuseum in Oslo das in Amsterdam ansässige Van Gogh Museum zu einer tiefergehenden Studie. Deshalb sind sich die Forscher nun einig, dass aufgrund des Stils, der Technik und der verwendeten Materialien nun eindeutig geklärt ist, dass es sich um ein weiteres Selbstbildnis von Van Gogh handelt. Das Entstehungsdatum wird mit August 1989 beziffert. Ungewöhnlich ist jedoch die Leinwand, die Pigmente und die offensichtlich düstere Farbpalette. In Kombination mit der Pinselführung lassen all diese Elemente auf die Schaffensphase des Spätsommers bis Herbst 1989 schliessen. 

Van Gogh und die Psychose

Das Osloer Bild ist das einzige Werk, das mit dem Selbstporträt in Verbindung gebracht werden kann, das Van Gogh in einem Brief an seinen Bruder Theo am 20. September 1889 als „ein Versuch aus der Zeit, als ich krank war“ beschrieb. Der Künstler wurde Mitte Juli 1889 von einer schweren psychotischen Episode heimgesucht, die eineinhalb Monate lang, bis zum 1. September, andauerte. Am Ende der Krise war er immer noch „gestört“, wie er am 22. August schrieb, aber er fühlte sich trotzdem wieder fähig zu malen.

Das Selbstporträt muss kurz nach dem 22. August entstanden sein und Anfang September folgten seine beiden berühmten Selbstporträts von 1889, die sich heute in der National Gallery of Art in Washington und im Musée d’Orsay in Paris befinden.

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Im Gegensatz zu den beiden letztgenannten Werken stellt das Osloer Selbstporträt eine Person dar, die geisteskrank ist. Van Gogh stellte sich selbst mit leicht gebeugtem Kopf und einem etwas vom Betrachter abgewandten Körper dar. Sein schüchterner, seitlicher Blick ist leicht zu erkennen und findet sich oft bei Patienten, die an Depressionen und Psychosen leiden. Sein Gesichtsausdruck ist leblos und das Gesamtbild wird von einem bräunlich-grünen, niedergeschlagenen Ton dominiert.

Obwohl Van Gogh zu diesem Zeitpunkt Angst hatte, zuzugeben, dass er sich in einem ähnlichen Zustand wie seine Mitbewohner in der Anstalt befand, malte er dieses Porträt wahrscheinlich, um sich mit dem zu versöhnen, was er im Spiegel sah: eine Person, die er nicht sein wollte und doch war“, sagt Louis van Tilborgh, leitender Forscher am Van Gogh-Museum und Professor für Kunstgeschichte an der Universität Amsterdam. Dies ist ein Teil dessen, was das Gemälde so bemerkenswert und sogar therapeutisch macht. Es ist das einzige Werk, von dem man weiß, dass Van Gogh es mit Sicherheit geschaffen hat, während er an einer Psychose litt.