Das die Gegenwart von viel Hass, Ärger und Polemik begleitet ist, kann niemand bestreiten. Doch die Streitereien haben sich tief in den Alltag gegraben. Der Umgang mit Menschen in Zeiten des Hasses wiegt schwer auf der Seele. Deshalb ist es wichtig, aus dieser Spirale wieder einen Weg herauszufinden.
Jedes noch so kleine Wort, jede Anmerkung kommt gegenwärtig als Trigger an. Sofort müssen Gesprächspartner noch einen drauf setzen oder beginnen einfach das polarisierende Thema. Schon am Ton ist die Feindlichkeit zu spüren und am liebsten möchte man sich in eine Ecke verkriechen. Übrigens ziehen sich momentan gerade viele Menschen zurück und bleiben einsam zu Hause sitzen. Die soziale Isolierung kann und darf nicht sein, deshalb ist eine der Möglichkeiten:
Umgang mit Menschen: Den Mut haben, Gleichgesinnte suchen
Wer gleiche Ansichten hat, gerät weniger in Streit. Auch dann, wenn Familie und Freunde sagen: „Na, da hast Du Dir ja die richtigen ausgesucht!“ Jeder lebt in seiner eigenen Haut. Und meist geht es denen, die solche Sätze sagen, nur um das eigene Befinden. Man kann also getrost solche Bemerkungen beiseite schieben. Oft sind sie sogar der Anfang des Hasses, da eine Aufforderung der nächsten folgt, die man befolgen soll. Man kann sich diesem Teufelskreis entziehen, doch um nicht in Isolation zu geraten, müssen neue Menschen gefunden werden. Sicher, es braucht Zeit, bis dahin eine Freundschaft entsteht. Und umso älter man ist, umso schwieriger scheint diese Entwicklung. Nehmen wir uns ein typisch italienisches Sprichwort zu Hilfe:
Pazienza! – Geduld bewahren!
… ist im Umgang mit Menschen vielleicht eine der höchsten Herausforderungen. Aber es lohnt sich. Geduld bedeutet in diesem Falle einfach die Füsse still zu halten. Den anderen reden lassen, er beruhigt sich schon wieder. Oder selbst einfach aufhören zu reden. Auch die eigenen Emotionen fahren wieder runter. Geduld ist eine fast vergessene Tugend, und gerade in diesen Zeiten sollte sie wieder aufleben.
Verbale Polemik aus den Angeln heben
Von aussen betrachtet, scheint Geduld auf einem harten Prüfstein in Deutschland zu stehen. Doch wie soll man sonst dieser „Besserwisser-Mentalität“ entgegenkommen? Wir müssen uns eines klarmachen: Es ist ein schweres Unterfangen, den anderen auf unsere Seite zu ziehen. Denn die Gegenwart ist von einer Individualität geprägt, die in dieser Form wohl noch nie existiert hat. Und das will gelernt sein. Die Ansicht des Anderen zu akzeptieren. Genauso wenig muss man jedem Wort „entschieden treten. Ein von links erzeugter Schachzug, der einen kleinen Teil des Hasses ausmacht. „Du setzt nichts dagegen, also bist Du dafür.“ Ein Apfel bleibt ein Apfel. So einfach ist das.
Woher kommt der Hass?
Wir konnten in den letzten zwei Jahren beobachten, was mit Menschen geschieht, wenn Politiker und Medien im Einklang reden. Die Härte, mit der sie verbal auf das Volk dreschen, kann kaum anders als „hart“ bezeichnet werden. Die einen freuen sich, die anderen nicht und schon bricht der Streit vom Zaun. Was hier an Gut und Böse, an richtig und falsch in den letzten zwei Jahren ausgesprochen wurde, lässt die stärkste Kuh vom Acker fallen. Doch weitaus schwieriger wiegt die Ignoranz. Dieses absolute nicht hinhören wollen seitens der Politik. Immer geradeaus die eigene Linie fahren, wobei sie vergessen, dass sie vom Volk für das Volk eingesetzt wurden.
Man konnte gut beobachten, wie sich dieser Charakterzug in den letzten eineinhalb Jahren durch die Menschen gezogen hat. Die, die auf Regierungsseite standen (oder noch stehen), hörten ebenfalls nicht mehr zu und antworteten mit ähnlicher Härte wie Politik und Qualitätsmedien. Der Streit war entbrannt, die Seiten verhärtet.
Hält man sich von hasserfüllten Menschen fern, müsste man dies im gleichen Zuge auch mit der Politik tun. Denn am Ende des Tages ist es der Einzelne, der sein Leben glücklich leben möchte. An Menschen, die stets nur darauf bedacht sind, Recht zu haben, ist es friedvoller, vorbeigehen. Denn andererseits droht der eigene Verlust. Im aufgetürmten Zorn werden Schritt für Schritt immer wieder einen Punkt für sich verbuchen wollen. Am Ende bleibt nur die Leere, das Gefühl, ausgebrannt – verloren zu sein. In einer Welt, in der Macht neu geschrieben wird. Deshalb ist es nur nachvollziehbar, den Umgang mit Menschen zu prüfen. Einen Lebensraum schaffen, in dem Respekt und Toleranz Raum haben.
Auch Bertolt Brecht beobachtete seinerzeit bestimmte Züge des Hasses und schrieb:
Dabei wissen wir ja:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
Bertolt Brecht, aus „An die Nachgeborenen“