9. Oktober 2024 Ihr unabhängiges Lifestyle Magazin L4U
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Mehr als Geld: Johnny Depp gewinnt seine Ehre wieder

Beitragsphoto: Screenshot Law & Crime Chanel

von Daniela Shams

Der Prozess Johnny Depp gegen Amber Heard ist vorbei. Es war einer der grössten Gerichtsverfahren, den die Vereinigten Staaten je gesehen haben. Nach dem Urteil die grosse Diskussion. Und nachdem gefühlt die halbe Welt in Hashtags wie #JusticeforJohnnyDepp seit Wochen getwittert hat, wehren sich Heard und Elaine Bredehoft nun. Doch Schweigen wäre jetzt die bessere Option.

Wühlt man sich durch die grossen, deutschen Medien hat man das Gefühl es wäre nur ein „Rosenkrieg“ gewesen. Eine weitere Schlammschacht im Hollywood Szenario. Weit gefehlt und allein die Schlagzeile deutet die Oberflächlichkeit an, mit der agiert wird. Wie immer kommt der grosse Moralfinger für die vermeintliche Minderheit schwacher Frauen. Dann hat Sarah Stendel den Prozess augenscheinlich nicht beobachtet. Denn das, was im Fairfax Gerichtssaal an originalen Video- und Audiodateien gespielt wurde, zeigt eine Amber Heard, die ihren Ehemann heimlich filmt, die ihren Mann hämisch auslacht und ruft „You are a baby! Grow up!“

Ein absoluter Fehlgriff in die Tastatur, wenn es heisst.

Im Zweifel gewinnt der reiche Mann. Für die #MeToo-Bewegung bedeutet das nichts Gutes.

Sarah Stendel, Stern Ausgabe 2.6. 2022

Johnny Depp hat immer wieder klar gemacht, dass es ihm nicht um Geld geht. Es geht hier auch nicht um die MeToo-Bewegung, sondern um einen Mann, der sich gegen Anschuldigungen wehrt, er sei ein gewalttätiger Ehemann. Heard wollte Depp innerlich mit ihrem Artikel treffen, und das hat sie erreicht. Dummerweise hat sie genau das im letzten Kreuzverhör mit Camille Vasquez zugegeben, als sie antwortete: „Es gibt so viele Menschen, die ihm einen Gefallen tun, die alles für ihn tun. Er hat so viel Macht, so viel Power. Genau deshalb habe ich diesen Artikel geschrieben.“

Es geht um Glaubwürdigkeit – Nicht um Sympathie

Sie antwortete, sichtlich emotional, auf die knallharten Fragen der Anwältin. Und man hatte das Gefühl, als brechen diese Worte aus ihrem Inneren heraus. Doch mit diesem Satz bestätigt sie die Anklage perfekt und bezichtigte zu allem Überfluss auch noch Polizisten, Anwälte, Kate Moss und anderer der Lüge. Diese Momente waren klar zu sehen, denn der Prozess wurde auf Wunsch von Johnny Depp live übertragen. Ebenso unverborgen blieben ihre merkwürdigen Emotionswechsel, von einer Sekunde auf die andere. Ein anderer Mitschnitt zeigt Heard beim Eintreffen beim Gerichtsgebäude. An diesem Tag war niemand, der sie beschimpfte. Im Grunde genommen war überhaupt niemand dort, sofern das der Bildausschnitt zuliess. Zu sehen war eine überhaupt nicht gebrochene Frau, im Gegenteil. Strahlend und frisch frisiert betritt sie lächelnd das Gebäude, um im Gerichtssaal mit herunterhängenden Mundwinkeln die „Mimimi-Karte“ auszuspielen.

Kompakt, gut, authentisch – Johnny Depp eben

Depp hingegen zeigte sich aufrichtig, zu all seinen Ecken und Kanten, insbesondere dem Kapitel Drogen und Alkohol. „Wir sind alle nicht perfekt, sicher nicht. Aber diese Vorwürfe, die mir hier entgegen gebracht werden, habe ich nicht getan.“ Teils ist er ironisch, immer klar, auch wenn er langsam spricht und seine Worte gut wählt. Depp gehört mit Sicherheit nicht zu den Menschen, die sich Aufmerksamkeit im Gerichtssaal erhaschen wollen.

Richtig, MeToo hat ein Problem – Mit der falschen Frontfrau

Nämlich mit einer Frau, die ihren Mann geschlagen hat und das sowohl im Gespräch als auch im Gerichtssaal bis zur Unkenntlichkeit herunterspielt. Forensische Erkenntnisse zeigten eine Frau, die weder in ihrer Ehe noch während des Prozess Angst vor ihm hatte. Ein weiterer, tatsächlicher Fakt, den die siebenköpfige Jury sicherlich bei der Urteilsfindung einbezogen hat. Heard gibt zu, „I was hitting you. I didnt punshed you.“ (Ich habe Dich geschlagen. Ich habe Dich nicht verprügelt.“) und deutsche Medien bescheinigen dem ehemaligen Paar eine „schwierige Beziehung“.

Zum Zeitpunkt der Ausstrahlung haben sich die Geschworenen sicherlich nicht die Ohren zugehalten, und was folgte, war ihr Urteil. Da steht ein 58jähriger Mann, dem noch keine Frau Gewalt vorgeworfen hat. Weder seine Ex-Frau Vanessa Paradis noch Kate Moss. Es geht um tatsächliche Glaubwürdigkeit, nicht um die Fähigkeit, durch Sympathie diese zu erlangen. Johnny Depp antwortet auf die Frage, was er verloren hat mit: „Nothing less than everything.“

Auch reiche, erfolgreiche Menschen können glaubwürdig sein

Wie so oft hat man in Deutschland augenscheinlich ein Problem mit erfolgreichen, reichen Menschen. Depp ist da kein Einzelfall. Dieser Prozess ist ebensowenig ein Urteil gegen Frauen, sondern ein Prozess um die Glaubwürdigkeit zweier Menschen. Amber Heard konnte diese Glaubwürdigkeit der Jury nicht zeigen. Zu viele merkwürdige Verhaltensweisen, zu viele Antworten, die mehr Fragen und Stirnrunzeln aufwarfen. Aus diesem Grund ist der verlorene Prozess kein Schritt zurück für Frauen, wie sich Heard nach dem Urteil auf Instagram ausdrückte.

„Ich habe als Amerikanerin das Recht verloren, frei zu sprechen.“ Nein, aber zur freien Rede gehört eben die Wahrheit.