30. März 2025
trump und die zolle

Freitagskolumne: Trump, die Zölle und das erstaunte Deutschland

Von Daniela Shams, 28. März 2025

Die grosse Überraschung: Zölle!

Ein bemerkenswertes Schauspiel, das uns die deutsche Regierung in diesen Tagen bietet. Da steht sie, mit grossen Augen und offenem Mund, blickt über den Atlantik, als hätte Donald Trump soeben eine völlig unerwartete Bombe platzen lassen: 25 Prozent Zölle auf Autos aus Deutschland. Was für eine Überraschung! Welch ein Schock! Entsetzen! Man könnte meinen, der Mann sei ein Phantom, das plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht ist, um die deutsche Wirtschaft mit einem hinterhältigen Streich zu drangsalieren. Dabei ist Trump so unübersehbar wie ein goldener Wolkenkratzer in Manhattan. Und genauso vorhersehbar.

Fünf Monate Vorbereitungszeit verschlafen

Fünf Monate sind vergangen, seit im November 2024 klar wurde, dass der blonde Haudegen die US-Wahlen erneut für sich entschieden hat. Fünf Monate, in denen man hätte Pläne schmieden, Szenarien durchdenken oder eine schnittige Strategie hätte entwickeln können, um auf Trumps angekündigte Handelspolitik entschlossen zu reagieren. Die Chance war da, das Land glorreicher Erfinder wieder strahlend zu präsentieren und mit Gewinnerblick ein Full House auf den Tisch zu legen. Statt dessen zeigt sich Deutschland aus dem Tal der Ahnungslosen heraus. In der Hand eine Plastik-Wasserpistole.

Lassen wir uns nichts vormachen: Der Mann hat die Idee seiner Zölle nicht gestern aus dem Hut gezaubert. Schon im Wahlkampf hat er lautstark verkündet, dass er die amerikanische Wirtschaft stärken und mit Zöllen abschotten will, allen voran gegen die europäische Konkurrenz. Himmel, er kann das tun! Jedes Landesoberhaupt steht für die Interessen des eigenen Volkes. Dieser Mechanismus liegt schon in der Natur begründet.

Deutschland, als Exportnation und Automekka hätte wissen müssen, dass es im Fadenkreuz landet. Deshalb erlebten wir in dieser Woche nur ungeschminkte Fassungslosigkeit, verpackt in einer Opferrolle amerikanischer Willkür. Es ist so leicht, die Rolle des Opfers zu verlassen. Doch dann verschieben sich die Perspektiven und die politische Szenerie wirkt ganz so, als wolle man diesen Status nicht verlassen.

Brüssel als Retter in der Not?

Besonders pikant wird es, wenn der Wirtschaftsminister die Hände in den Schoss legt und gen Brüssel blickt, als wäre die EU eine Art strenger Schulmeister, der dem ungezogenen Trump die Leviten lesen soll. „Bitte, macht ihr das“, scheint er zu bitten, während er sich hinter der europäischen Fahne versteckt. Doch hier geht es nicht um Brüssel. Hier geht es in erster Linie um Deutschland, um deutsche Arbeitsplätze, um deutsche Autos. Um den lebenswichtigen Wirtschaftsposten der Autoindustrie. Wo bleibt der Esprit, die Tatkraft, die uns einst als Land der Dichter und Denker auszeichnete? Offenbar haben wir die Denker gegen Bürokraten eingetauscht, die es vorziehen zu lamentieren anstatt zu handeln.

Die deutsche Autoindustrie und der US Sündenbock

Die deutsche Autoindustrie. Einst Aushängeschild und international beliebter Markenkreis von Audi, über Mercedes bis zu Porsche. Doch langsam schwindet der Ruhm. Plötzlich ist Trump der grosse Bösewicht, der das stolze deutsche Ingenieurswesen in die Knie zwingt. Ein bequemer Sündenbock, keine Frage. Doch wer ehrlich ist, weiss: Die Branche wankt nicht erst seit gestern. Jahrelang hat man auf Innovationen verzichtet, sich auf alten Lorbeeren ausgeruht und den Wandel verschlafen, während die Welt sich elektrisch und digital neu erfunden hat. Trumps Zölle sind nicht der Untergang. Sie sind nur der letzte Stoss, die die deutsche Titanic, schon lange mit Schlagseite, endgültig zum Kentern bringt.

Trump ist kein Geheimnis, doch Ignoranz blendet

Trump ist kein Rätsel, kein unberechenbarer Wirbelwind, wie uns die Regierung und deutsche Medien weiss machen wollen. Wer in den ca. letzten zwanzig Jahren nicht im Koma lag, kennt ihn durchaus. Als Geschäftsmann war er bereits eine unverkennbare Marke, als Entertainer ein Spektakel, als Politiker ein Bulldozer. Seine Methoden? Klar wie Klossbrühe: laut, direkt, kompromisslos. Unüberhörbar. Selbst sein Schweigen sollte gehört werden. Die angebliche Unberechenbarkeit ist nur eine Ausrede für jene, die auf dem Gipfel der Arroganz dinieren und glaubten, sie könnten den amerikanischen Präsidenten mit einem gönnerhaften Lächeln und ein paar Sonntagsreden in die Tasche stecken.

Die Toolbox: Nachzügler ohne Rückgrat

Während Donald Trump mit 25-Prozent-Zöllen auf deutsche Autos unbeirrt seinen Kurs fährt, steht die deutsche Regierung wieder mit leeren Händen da und greift im Nachhinein zu vermeintlich schlauen Konzepten wie Annalena Baerbocks „Toolbox“. Ein hübsches Wort, das irgendetwas verspricht und doch nichts hält; ähnlich wie ein Lufttaxi, das in der Dunkelheit verschwindet. Stattdessen wird hektisch gebastelt, während der Schlitten weiter rutscht, in etwa mit Vorschlägen wie 10 Cent pro Apple-Update. Kommuniziert im drohenden Rottenmeier-Ton, dem man nur ein stummes Autsch entgegenbringen kann.

Warum nicht vorher, als Trumps Pläne auf dem Tisch lagen, selbstbewusst eigene Strategien entwickeln und Forderungen stellen? Deutschland nimmt sich die EU zu Hilfe um als stärkerer Partner dazustehen, das Anti-Coercion Instrument wirkt eher wie eine dazugelegte Scheibe Fleischwurst. Berlin kennt kein Selbstbewusstsein mehr, und die Familie Trump lehrt uns, mit erhobenem Kopf durch das Leben zu gehen. (Ich denke hier vielmehr an die wunderschöne, elegante Melania Trump in der Verkörperung von Schönheit, Intelligenz und Selbstbewusstsein.)

Ein Weckruf für Deutschland

Es wird Zeit, dass Deutschland aufwacht. Die Welt dreht sich weiter, das politische Karussell rast unaufhaltsam und wer nicht mitdenkt, bleibt zurück. Trump macht, was er angekündigt hat, nichts weniger und selten mehr. Die wahre Überraschung ist nicht er, sondern die Naivität einer Regierung, die offenbar dachte, sie könne gewinnen, indem sie die Realität ignoriert. Vielleicht sollten wir die Arroganz ablegen und uns stattdessen auf die Gegenwart konzentrieren. Denn eines ist sicher: Trump wartet nicht. Und die Zölle auch nicht.

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