Filmtipp: Mona Lisas Lächeln

Gesellschaftskritische Filme werden rar in der Gegenwart. Schon aufgefallen? Die einst so berühmten Hollywood Filme veröden in political correctness, hübschen Mädchen mit langen Haaren und einem ach so bezaubernden Lächeln. Nicht so in Mona Lisas Lächeln, einem Film von Mike Newell. In der Hauptrolle Julia Roberts, Kirsten Dunst und Joan Brandwyn.

Gehen wir zurück ins Jahr 1953. Die junge Kunsthistorikerin Katherine Watson bekommt einen neuen Job am Wellesley College. Durch und durch konservativ, angefangen von der zukünftigen Mitbewohnerin Nancy Abbey, die sich gleich daran macht, Schildchen für den Kühlschrank zu basteln bis zu den Studentinnen selbst.

Natürlich unterrichtet sie Haushalt und Etikette. Vorzüglich präsentiert sie die Spiessbürgerlichkeit der höheren Gesellschaft. Denn ihr einziges Ziel ist es, nach dem Studium einen gut positionierten Mann zu heiraten und den Alltag in der Küche zu verbringen. Damit das Studium schnell vorbeigeht und sie mit besten Noten glänzen, lernen sie den gesamten Stoff für das Jahr – jedoch ohne die Kunst an sich überhaupt zu begreifen.

„Kunst ist erst Kunst, wenn jemand sagt, dass es Kunst ist“

Gesellschaftlich zeigt der Film die gesamte Kulisse von Spiessbürgerlichkeit. Katherine, eine eigentlich normale Frau, avanciert als emanzipierte Dozentin, indem sie ihre Studentinnen mit aus dem Schulrahmen fallenden Bildern. Schon in einer der ersten Diskussionen wird deutlich: Eigenständiges Denken liegt den jungen Damen nicht.

Die Gesellschaft der 50er Jahre ist aus heutiger Sicht teilweise schwer zu ertragen. Doch gleichzeitig zeigt Monas Lisas Lächeln auch, wie einfach es ist, in gesellschaftliche Stricke zu geraten und das Denken der Machthabenden zu übernehmen.

Kirsten Dunst spielt als Betty Warren einmal nicht die Böse, sondern eine der spiessigsten jungen Damen. Gefangen im amerikanischen Traum der 50er Jahre zerplatzt ausgerechnet ihre Blase, als sie feststellt, dass ihr Ehemann kein Interesse an seiner Frau hat und sich statt dessen woanders vergnügt.

„Richtige Schulen, richtige Kunst, richtiges Denken“

Julia Roberts alias Katherine geht mutig nach vorn, provoziert und zwingt die Studentinnen zu eigenständigem Denken. Mit ihrer progressiven Art kommt sie nicht bei allen gut an. Es ist noch gar nicht so nicht lange her, dass sich Frauen emanzipiert und befreit haben. Denn Mona Lisas Lächeln ist auch eine Rückblende in die Vergangenheit. Einer anderen Dozentin, Amanda Armstrong, wird gekündigt, weil sie eine Liebelei mit einer Frau hatte. Im Gespräch mit Katherine sagt sie: „Bald gibt es ein Komitee zum Schutz vor allem“. Wie nah die Parallelen zur Gegenwart doch liegen.

Provoziert von einer Kolumne, die u.a. mit den Worten „mit der Rolle, für die sie geboren wurden“ beschrieben wird, stellt Katherine die nächste Vorlesung auf den Kopf. In der darauffolgenden Diskussion mit der Rektorin des College wird sie fast zur Regierungsfeindin, weil sie die Ziele der Frau kritisiert.

Es kommt, wie es kommen musste. Einige der jungen Frauen wachen auf und sind inspiriert von Katherine Watson. Doch das Lernen über das Leben ist nicht einseitig. Denn auch Katherine öffnet die Augen und nimmt sich den Gedanken ihrer Studentinnen an.

Wer sich im heute in der Gesellschaft zurechtfinden will, dem sei Mona Lisas Lächeln angeraten. Zeigt er doch auf brillante Art, dass individuelles Denken in jedem Jahrhundert wie ein Sandkorn in Pumps angesehen wird. Doch der Weg aus gesellschaftlicher Tristesse ist immer derselbe: Eigenständig denken und seinen Weg gehen. Auch wenn man dabei vorerst allein geht. Denn …

„… nicht alles scheint so, wie es zu sein scheint.“