Stell dir vor, du sprichst mit dem reichsten Mann und dir fällt im X Space nichts besseres ein, als über die Vergangenheit zu reden. Eine Vergangenheit, die rund 90 Jahre zurückliegt. Und damit sind wir auch schon am zentralen Punkt deutscher Politiker angekommen; die fehlende Bereitschaft, Vergangenes zu belassen und in die Zukunft zu schauen. Ganz anders als Elon Musk, der seine Zeit damit verbringt, Visionen zu entwickeln um diese zu realisieren. Denken wir an die zurückkehrende Rakete, die wie in einer Umarmung nach der Rückkehr wieder positioniert wird. Raketen-Recycling perfektioniert.
1:15 Stunde nichtssagender Talk
So erlebten wir gestern Abend einen X Space, der einem netten Geplänkel ähnelte. Die Bedeutung von „nett“ liegt hier eher bei: unscheinbar, fade, zwar freundlich aber ohne Facette. Dabei hätte es einige, wirklich interessante Punkte ausserhalb der Politik gegeben, die in dieses Gespräch gepasst hätten. Angestochen wurde von Alice Weidel die deutsche Schulbildung. Interessant wäre doch, was Elon Musk für wichtig hält, was Kinder in der Schule lernen. Nicht zuletzt, weil er Familienvater ist. Wie sollte Schulausbildung entwickelt werden? Was macht eine gute Allgemeinbildung aus? Der reichste Mann der Welt ist nicht umsonst reich, sondern vor allem, weil er durch Intelligenz besticht.
Pluspunkte sammeln? Fehlanzeige bei beiden
Auch die Frage, ob oder vielmehr wie sich private Wünsche von geschäftlicher bzw. politischer Arbeit unterscheiden, wäre interessant gewesen. Von Elon ist bereits einiges bekannt, bei Alice Weidel fragt man sich zuweilen, ob sie mit ihrer Perlenkette ins Bett geht. Ein X Space wäre der richtige Ort gewesen, um sich auch ein wenig privat zu zeigen. Dann wäre der leichte Beigeschmack einer Wahlwerbung für die eigene deutlich milder ausgefallen. Nicht zuletzt auch interessanter.
Aus diesem Geplänkel heraus konnte nichts anderes herauskommen als „Nur die AfD kann Deutschland retten und ich empfehle, diese Partei zu wählen.“ Genauso schal und nichtssagend. Gutes Marketing besteht darin, die Vorteile eines Produkts zu präsentieren, statt „kaufen, kaufen“ über den Markt zu brüllen.
Deutsche Politik: Durchschnittlich ohne Facetten
Schade, das ist es wirklich. Denn es wäre auch für Alice Weidel eine Möglichkeit gewesen, sich der Welt ausserhalb der deutschen Politbühne zu präsentieren. Immerhin nutzen Menschen rund um den Globus X, und mit Sicherheit sassen viele der 211 Millionen Follower von Musk im Space. Wer Musk bereits in anderen Spaces gehört hat, weiss, dass er etwas zu sagen hat, dass er interessante Dinge ausspricht. Es kommt, wie so oft im Leben, immer auf den Gesprächspartner an. Alice Weidel hat diese einmalige Chance nicht wahrgenommen, um zu zeigen, wer sie als Frau und als Politikerin ist. Statt dessen präsentierte sie das, was Deutschland gegenwärtig ausmacht: Durchschnittlichkeit, gewürzt mit einer Prise oberflächlicher Gedanken, de den kurzen Ruhm nach einer guten Stunden wieder zunichte machten.
Beitragsfoto: Screenshot Youtube von Kontrafunk
Für Sie ausgewählt
Wie rassistisch ist Vom Winde verweht wirklich?
Kunst ist die Auseinandersetzung mit der Gegenwart. Die L4U Kolumne über einen der beeindruckendsten Filme unserer Zeit.